MENRI
Das heutige Kloster Menri liegt bei Dolanji im Bundesstaat Himachal Pradesh am Fuße
des Himalaja in Indien. Es trägt den Namen des in den sechziger Jahren fast gänzlich zerstörten Klosters Menri
aus dem 15. Jahrhundert in Tibet. Heute ist Menri das spirituelle und administrative
Zentrum der Bönpos. Der Abt, seine Heiligkeit Menri Trizin 33 Lungtuk Tenpai Nyima, ist
das spirituelle Oberhaupt der BÖN-Tradition weltweit, welche 1977 vom Dalai Lama als
fünfte spirituelle Schule Tibets offiziell anerkannt wurde. Er erklärte damals, dass Bön als authentische Quelle
der tibetischen Kultur eine wichtige Rolle bei der Entstehung der einzigartigen Identität dieses Landes gespielt habe. Zwei Vertretern des Bön wurden in das Parlament der tibetischen Exilregierung in Dharamsala berufen
Lungtuk Tenpai Nyima erbaute gemeinsam mit Lopon Tenzin Namdak in den späten 1960er Jahren das
neue Kloster Menri im nördlichen Indien, um die Tradition ihres verlorenen Klosters im Exil
weiter zu führen. Sie gründeten hier die einzigartige BÖN Dialektik Schule (BÖN Debating School)
neu, um die BÖN Philosophie in ihrer Gesamtheit zu erhalten und weiterzugeben. –
Diese Schule (Yungdrung Bon) schließt an die normale schulische Ausbildung an und darf nach
einem 15 Jahre dauernden über mehrere Disziplinen angelegten Studium einen vom Dalai Lama
verifizierten GESHE Titel verleihen. Dieser entspricht einem Doktorgrad.
Am 15. März 1968 wurde Lungtuk Tenpai Nyima zum 33. Abt des Menri Klosters erwählt und als
spirituelles Oberhaupt der Bönpos weltweit anerkannt. Seine Heiligkeit hat über die ganzen
Jahre in unermüdlicher Arbeit das neue Menri weiter ausgebaut und zu seiner heutigen
beeindruckenden Form gebracht. Bis heute versieht er seine mannigfaltigen Aufgaben als
spiritueller Führer wie auch als Abt des Klosters und, der sich für den Erhalt der komplexen
Lehren des BÖN einsetzt. Seine Heiligkeit Lopon Tenzin Namdak ist heute Oberhaupt des
BÖN-Klosters Tritten Norbutse in Katmandu, Nepal.
Im Rahmen des Aufbaus von Menri wurde auch das BÖN Children‘s Welfare Center gegründet.
Dieses ist zuständig für die vielen Mädchen und Jungen aus Bönpo Familien, die ihre während
der chinesischen Invasion zu Waisen wurden oder deren Eltern noch in Sikkim, Nepal, Burma oder
Tibet leben und auf eine gute Zukunft für ihre Kinder hoffen. Die Kinder erhalten hier ab dem dritten Lebensjahr
Unterkunft und Betreuung und werden in der Tradition des BÖN erzogen. Wenn sie alt genug sind,
erhalten sie eine hervorragende Schulausbildung.
Das RENLA MENLING Frauenkloster
Auf der anderen Seite des Tals, dem Kloster der Männer gegenüber, liegt das kleine Frauenkloster. Es ist das erste und einzige Frauenkloster der Bönpos in Indien und eines von nur ganz wenigen weltweit Hier bekommen junge Frauen aus BÖN Familien eine Schulausbildung bis zum Abitur. Danach entscheiden sie sich, wie auch die Jungen, für eine normale Berufsausbildung, ein Universitätsstudium in Varanasi oder eine 15 Jahre dauernde weitere Klosterausbildung bis zum Geshe-Doktorgrad. Dieses Studium umfaßt die Lehre und Philospophie des BÖN, des Sutra, Tantra und DzogChen. Darüber hinaus umfasst dieses Studium auch Dialektik, Medizin Mathematik und Astronomieund Kosmologie. Die Öffnung des Geshe Studiums für Mädchen ist ein bedeutender Schritt zur Gleichberechtigung zwischen Jungen und Mädchen, welche auch in der tibetischen Tradition nicht immer so gegeben war und ist.